VENTOUX I
- VENTOUX III -

VENTOUX III, Kunstverein Bochum, 2012
Kuratiert von Reinhard Buskies

Pressetext:

Christine Schulz

Ventoux III

Mit dem Werkkomplex 'VENTOUX', den Christine Schulz an unterschiedlichen Orten in jeweils spezifischer Zusammenstellung realisiert, bewegt sich die Künstlerin thematisch an der Schnittstelle von Natur und Kultur. Sie spürt einem solchen Verhältnis nach als einem wandelbaren und fragilen Konstrukt vor dem Hintergrund differenter Perspektiven und Weltsichten, die ihrerseits in ständiger Neuorientierung und Neuorganisation begriffen sind. Bei der technischen Realisation der multimedialen Installationen finden digitale Medien wie Computer und Videobeamer ebenso wie eine analoge Medientechnik in Form von Dia- oder oder Overheadprojektoren Verwendung, die jeweils unterschiedliche Qualitäten der bildlichen Spiegelung von Wirklichkeit repräsentieren.    
Die im Titel enthaltenen Anspielung auf den französischen Mont Ventoux bezieht sich zunächst auf Francesco Petrarca, der mit der Schilderung seiner Besteigung dieses Berges im Jahr 1336 das erste Zeugnis einer Naturerfahrung ablegt, in dem die ästhetische und kontemplative Betrachtung der Natur als Selbstzweck im Vordergrund steht. Petrarca begründete so nicht nur den modernen Alpinismus, sondern formulierte in den Augen einiger Forscher auch den Schlüsselmoment im Übergang des Mittelalters in die Neuzeit. Von hier ausgehend entwickelt Christine Schulz eine breitgefächerte Betrachtung über unser Verhältnis zur Natur, die sie zwischen einer noch von der Romantik bestimmten Vorstellung des wilden, unberührten Idealzustands und der von technisch-ökonomischen Bedingungen bestimmten Vorstellung von Kulturlandschaften verortet. Die urbanisierte Gesellschaft scheint Natur nur noch in Extremen zu erfahren: hier die Entfremdung durch technischen und kulturellen Fortschritt, dort der sehnsuchtsvolle Wunsch nach der unverfälschten Schöpfung. Während wir die Natur in Grünanlagen und Parks auf saubere und sichere zurechtstutzen, ist die Wildnis oft noch kaum mehr als Kulisse für Extremsportler oder Abenteuerurlauber. Echtes Naturerleben wird immer seltener. Es wird klar, dass wir uns nicht nur fragen sollten, wie viel Natur wir brauchen, sondern auch, wie viel wir ertragen. (Reinhard Buskies/Sebastian Schemann)

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